Vom Ende
„Lieder vom Ende“ heißt ein musikalisch-tiefgründiges Programm.
Mit ihm bin ich mit der Sängerin und Freundin Britta Schwarz an verschiedenen Orten unterwegs. Es ist eine Reise in Wort und Klang, Geist und Sinn durch die Jahrhunderte zum Letzt-Endlichen im Un-Endlichen.
Was für mich spannend ist: An jedem Ort ist das Musizieren unterschiedlich durch die Räume und Instrumente. Aber besonders für mich wahrnehmbar: Was bringen die Zuhörer mit? Wie kommen sie an? Was wollen sie mitnehmen? Was bringen wir mit? Wie kommen wir an? Was können wir mitgeben? Von Tag zu Tag erweitert sich dadurch das Spektrum beim Musizieren und öffnet neue Perspektiven trotz gleicher Töne. Sie formen sich immer ganz anders. Das ist für mich ein großer Reichtum schon nach wenigen Konzerten.
Das Thema Ende ist sehr vielschichtig. Es gibt im Leben viele kleine Dinge, die Anfang und Ende haben. Daran kann immer wieder bewusst wie auch unbewusst für das ganz große Intervall geübt werden – unser Leben. Einem Ende folgt eine Veränderung, dessen Loslassen meist mit der vielfältigen Trauerarbeit verbunden ist.
Als ich 12/13 Jahre alt war, erlebte ich bewusst eine ca. 18 Monate andauernde schwere Krankheit meines Großvaters. Nicht nur einmal haben wir uns für immer verabschiedet. Immer gab es wegweisende Wünsche. Er – ein tief gläubiger Mensch – war gelassen, fürs Sterben bereit. Jede Art von Jammer und Trauer vor seinen Augen hat er ertragen, wenngleich es ihm anzumerken war, dass es ihn nervt. Für mich ist und bleibt er Vorbild. In Gedanken und Träumen begleitet er mich seither immer wieder. In diesen Tagen denke ich wieder viel an ihn und das, was meine Verbindung zu ihm prägte. Es ist zu einer unendlichen Verbindung geworden, die das Ende überwunden hat.
Jörg Reddin, Kantor in Arnstadt