Be-SINN-lich

In dieser Woche schrieb ich einigen Gemeindemitgliedern Karten, die ja in allen Variationen erhältlich sind.

Erstmals stolperte ich über die durchweg sinnliche Komponente der schon bekannten Aufschriften: „Süßer die Glocken...“, „Stille Nacht...“, „Fest der Liebe“ usw.

Oft wünsche ich eine besinnliche Adventszeit und meine damit: „Hab eine gemütliche Zeit, in der du friedvolle Momente erlebst und mit Freude genießen kannst.“ Dabei steckt da noch viel mehr drin: Sich zu besinnen bedeutet auch,  zu reflektieren – und das kann schon einmal unbequem sein, bevor es zum inneren Frieden führt.

Mit den Sinnen den Advent zu erleben, das heißt den Glauben auf allen „Kanälen“ widerhallen zu lassen. Wir singen und hören, wir basteln und fühlen, wir frieren und wärmen uns wieder auf. Wir schmecken und kosten, riechen und schließen genussvoll die Augen. All das sind Horizonte spiritueller Erfahrung, wenn man ihnen Achtsamkeit schenkt. Warum? Die Advents- und Weihnachtslieder, welche nicht nur unter Christen bekannt sind und gesungen werden, sind Ausdruck von Lob und Dank an Gott, dessen Kommen von Suchenden und Sehnsüchtigen erwartet wird.

Besondere Genüsse durch Gewürze und Düfte sind typisch im Advent und ermöglichen eine neue Erfahrung mit den Schätzen dieser Schöpfung. Wir können kosten, wie Gottes Liebe ist: Zimt zum Beispiel – für mich ein Inbegriff von Wärme und Geborgenheit. Gott kommt uns nahe, die Geburt des Christuskindes ist die Liebe in Person. Und dann ist da die Stille, in der ich mein eigenes Herz schlagen höre und Gedanken zu kreisen beginnen: ein Moment des Selbst-Bewusstseins.

Ein Moment, in dem ich mich verorte und ausrichte. Wie bin ich gerade drauf, welchen Weg schlage ich ein? Fragen, die Gott wie ein Hirte, der seine Schafe wiederfindet, hört. Einer, der in der Stille, in der Abgeschiedenheit, im Traum spricht: So war es bei Josef. In der Stille und in dieser besinnlichen Zeit erklingt auch für uns das „Fürchte dich nicht!“.

Therese Roppel, Vikarin in Angelhausen-Oberndorf