24.10.2024
Lothar König verstorben
(PM EKM/rb). Der evangelische Pfarrer Lothar König ist am 21. Oktober in Jena im Alter von 70 Jahren verstorben.
Als Stadtjugendpfarrer in Jena hatte er sich gegen Rechtsextremismus sowie für eine offene Jugendarbeit und die Integration von Ausländern weit über die Stadtgrenzen hinaus engagiert. Deutschlandweit bekannt wurde er insbesondere nach einer Anklage wegen „schweren aufwieglerischen Landfriedensbruchs“ nach einer Demonstration gegen Rechtsextremismus in Dresden, auf die eine bundesweite Solidaritätsbewegung folgte. Er war mit dem Thüringer Demokratiepreis und dem Jenaer Preis für Zivilcourage ausgezeichnet worden. Im 2022 veröffentlichten Film „König hört auf“ hat der Filmemacher Tilman König seinen Vater porträtiert.
"Lothar König hat über Jahrzehnte vielen jungen Menschen Halt und Orientierung gegeben. Er war mit seinen strittig-prophetischen Worten ein lebendiger Zeuge des Evangeliums. Dankbar blicken wir auf sein Leben zurück", sagt Christian Fuhrmann, Gemeindedezernent der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM).
Lothar König (* 11. März 1954 in Leimbach im Südharz) war schon in der Schulzeit durch staatskritische Aktionen aufgefallen, unter anderem gab es eine erste Hausdurchsuchung durch die Staatssicherheit. Nachdem er keine Zulassung zum Abitur erhielt, wurde er Zerspanungsmechaniker. 1975 begann er eine zweijährige Ausbildung zum evangelischen Diakon in Eisenach, danach studierte er evangelische Theologie in Erfurt und Jena. Schon damals hatte er intensive Beziehungen zur Jungen Gemeinde Stadtmitte in Jena, die von der Staatsicherheit stark überwacht worden war. Als Pfarrer der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen arbeitete er ab 1986 in Merseburg. Er baute eine Junge Gemeinde auf, organisierte Montagsdemonstrationen mit und befürwortete das basisdemokratische Konzept der „Kirche von unten“. Ab September 1989 engagierte er sich in der Bürgerbewegung Neues Forum.
1990 wurde König Stadtjugendpfarrer der Jungen Gemeinde Jena (JG). Der wachsenden Neonazi-Szene in einer Plattenbausiedlung von Lobeda begegnete er zunächst mit dem Wunsch nach Integration, doch nachdem zunächst seine Tochter und später er selbst von Neonazis verletzt wurden, wandelte er sich zu einem engagierten Gegner der rechtsextremen Szene. Seine Stirn zierte eine tiefe Narbe, die ihm ein Neo-Nazi per Schlagring zugefügt hatte. Im Alter von 65 Jahren ging er in den Ruhestand.
Er galt als Idealist, der klare Werte vertrat und in die Welt trug, sich für Gewaltfreiheit und Menschenwürde einsetzte, Konzerte und Workshops organisierte, immer wieder mahnte, warnte und demonstrierte. Es gab mehrere Verfahren gegen ihn, unter anderem wurde er nach einer Demo zum Jahrestag der Luftangriffe auf Dresden 2011 wegen mutmaßlichem Landfriedensbruch angeklagt. In dem Verfahren gab es viele Widersprüche und es wurde drei Jahre später eingestellt, nachdem neues Videomaterial die Polizei belastet hatte. König hatte sich danach selbst als „Aufrührer mit Sinn und Verstand gegen Unrecht in diesem Land“ bezeichnet.