Spinner

Mein Smartphone ist ein tolles Ding. Alte Fotos werden mir von ihm wieder präsentiert, die ich schon aus meinem Gedächtnis gestrichen hatte.

So war es auch mit einem zwei Jahre alten Schnappschuss. In einem Schaufenster stand ein Schild: „Jeder Spinner nur noch 2,99€“. Ich wunderte mich: Ein Geschäft, das Spinner verkauft?

Wird hier Menschenhandel betrieben? Kann ich irgendeinen dieser verrückten Zeitgenossen käuflich erwerben? Kein Wunder, dass der Preis so niedrig ist, dachte ich mir - wer will die schon haben! Außerdem, was sollte ich damit? Oder ist es das Wahrwerden eines Märchens? Kann man mit so einem Spinner endlich Stroh zu Gold spinnen?

Vor zwei Jahren war an Corona noch lange nicht zu denken.- Hätte mir damals jemand gesagt, wie es in diesem Jahr werden wird - ich hätte ihn auch für einen Spinner gehalten.

Beim näheren Betrachten des Fotos sah ich: Es war das Schaufenster eines Spielzeugladens. Kleine Handspielzeuge – sogenannte Spinner (auf englisch), waren absolut hipp. Man konnte sie in der Hand drehen - mehr allerdings auch nicht. Alle Welt war begeistert. Die Fachleute und Wissenschaftler priesen die Vorzüge, die dieses Spielzeug für die Entwicklung der Kinder habe.

Davon ist nun nach zwei Jahren nichts mehr geblieben. Die Lagerbestände dieses Spielzeuges sind bestimmt abverkauft, aber richtige „Spinner“ gibt es immer noch genug. Ob die Intelligenz dadurch zugenommen hat, ist wissenschaftlich nicht belegt. Was bleibt fest in dieser sich rasch verändernden Welt?

"Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte werden nicht vergehen." – so sagte es Jesus vor langer Zeit, als es noch keine Fotos von Spinnern gab. Die Worte des lebendigen Gottes bringen Hoffnung, Kraft und Liebe in eine sich um die eigene Achse drehende Welt - darauf will ich vertrauen.

Kersten Spantig, Pfarrer in Geraberg.