Licht verschenken
Ich gehe am Markttag durch die Stadt, höre ein paar Gesprächsfetzen: „…so schlimm war es noch nie…“, „…Können Sie nicht besser aufpassen!“
Ein paar Schritte weiter flucht jemand am Steuer, weil ein Umzugs-LKW im Weg steht, wenngleich genug Platz ist, um vorbeizukommen. Später fallen mir Menschen in den von mir zu betreuenden Chören ein, denen die Gesundheit physisch wie psychisch einen derben Strich durch die Rechnung macht. Ich denke an eine Person in meinem dichten Arbeitsumfeld, die sich in Trauer befindet, die sich an der dafür eingerichteten Stelle mehr Trost gewünscht hätte. Da höre ich dann nur gedämpftes Klagen, welches nicht aggressiv ist, wenn überhaupt.
Dann kommt mir ein strahlendes Paar mit dem Kinderwagen mit dem vor einem Monat geborenen Baby entgegen. Da ist das pure Glück zu sehen bei den Eltern. Dieses Glück und die Freude lässt diese beiden jünger erscheinen. Da strahlt das innere Licht von weitem. Unterschiedlich kann auf die Einflüsse reagiert werden, die uns im Leben vorbei geschickt werden. Es hat alles seine Berechtigung.
Manchmal ist es kurzzeitiger Stress, manches Mal ein längerer Zeitraum, der Menschen leiden und unzufrieden sein lässt. Nicht immer gelingt es, mit der Situation gelassener und gegenseitig jederzeit friedvoller umzugehen.
Daraus ergibt sich mein Wunsch für die kommende Zeit: Möge vielen Menschen auf der Erde viel Grund zur Freude beschert sein, die im Moment leiden müssen. Es ist furchtbar, wenn Menschen ihre Mitte für kurze oder längere Zeit verlieren. Im Leid ist immer eine große Herausforderung. Nur schwer, meist gar nicht ist es möglich, aus eigener Kraft auch Freude zu schöpfen. So wünsche ich diesen Menschen besonders, dass es sensible und frohe Menschen gibt, die die Leidenden aufrichten und von ihrem Licht verschenken. Möge jede/r ein Stückchen Licht und Frieden jederzeit in sich tragen. Friede sei mit allen, Amen!
Jörg Reddin, Kantor in Arnstadt