Lebensbauwerk

Wenn unser irdisches Haus, diese Hütte, abgebrochen wird, so haben wir einen Bau, von Gott erbaut, ein Haus, nicht mit Händen gemacht. (2. Kor 5,1)

Wie Kinder mit Bausteinen bauen wir unser Leben aus Steinen, die uns gegeben werden, zu Häusern ohne Mörtel. Wenn ein Großer kommt und sie umwirft, dann fallen sie. Doch anders als Kinder und ihre Spielzeuge wohnen wir in den Gebäuden, zu denen wir unser Leben formen. Der Große, der da kommen könnte, ist nicht unser Geschwisterkind, sondern Vater und Mutter, Quelle nicht nur unseres Baumaterials, sondern unseres ganzen Seins.

Was er bringt, ist auch nicht die Zerstörung unseres Lebensbauwerkes, noch nicht einmal mit dem Tod. Was in unseren Augen ein loser Haufen nur ist, unsere ständig unordentlich wachsende Vergangenheit, die bewacht er treu. Jeden Stein, den wir vergessen, der herunterfällt von unserem Gebäude, den hält er und setzt ihn mit großen Händen behutsam wieder an seinen Platz. Nichts geht verloren für den großen Bewahrer.

Unser Haus ist vollendet, wenn wir schließlich ausziehen, und das ewig unfertige Gefüge verlassen. Gott lädt uns dann in seine Wohnung ein. Er macht uns groß dazu. So groß, dass wir ihm in die Augen sehen können, so groß, dass wir unsere Bauten wie er von außen sehen können. Und er macht sich klein, er schrumpft sich in unsere Wohnungen hinein.

Gott zieht ein in unser Lebensgebäude, wir ziehen ein in seine Himmelswohnung, wir tauschen die Leben. Das ist die Botschaft der Leidenszeit Jesu: Hier ist Gott, in deinem Leben lebt er – auch wenn du es noch nicht siehst. Und dort bist du, in seinem Leben lebst du – auch wenn du es noch nicht siehst. Wie Kinder blicken wir noch auf diese Welt, von unten, und sehen unser Haus noch nicht, wie Gott es sieht. Mit ihm zu reden und auf ihn zu hoffen, das erlaubt uns, seinen Blick zu erahnen.