Gutes sehen lassen
Das Jahr liegt vor uns wie ein verschneiter Garten. An diese Worte denke ich an jedem Jahresanfang.
Ein Kollege betete sie an jedem Jahresbeginn. Seitdem ist das Bild vom verschneiten Garten in mir lebendig. Vielerorts ist der verschneite Garten an diesem Jahresanfang sogar Wirklichkeit geworden – wenigstens für einen Moment. Ein besonderes Geschenk. Er lässt mich träumen von dem, was ich mir für 2021 wünsche und was noch verborgen und unberührt unter der Schneedecke liegt.
Wir werden uns wieder umarmen können. Wir werden uns wieder unbefangen mit der Familie, mit Freunden, mit Nachbarn treffen und feiern. Wir werden wieder Menschen besuchen können. Nicht nur telefonieren. Feiern! Pfarrerinnen und Pfarrer werden das Abendmahl austeilen von Hand zu Hand. Das wird ein kleiner, kostbarer Moment für alle sein, die sich danach sehnen. Es wird wunderbare Konzerte geben. Theater werden ihre Türen wieder öffnen. Weihnachten 2021 werden wir in den Christvespern mit Tränen in den Augen „O du fröhliche“ singen. Die Zimbelsterne an den Orgeln werden besonders hell und lang erklingen. Die Kirchen werden voll sein. Und unsere Herzen voller Dankbarkeit.
Das alles liegt noch unterm Schnee. Es geschieht auch noch nicht morgen. Aber meine Hoffnung ist, dass wir es in diesem Jahr erleben werden. Meine Vorfreude, meine Hoffnung, meine Zuversicht waren nie größer.
„Wer wird uns Gutes sehen lassen?“, fragt der Psalmbeter in Psalm 4, Vers 7. Es ist das biblische Wort, das uns durch den Januar begleitet. Ich nehme die Frage mit durchs ganze Jahr. Wer wird uns Gutes sehen lassen? Gott schenkt uns heute schon Bilder und Träume. Sie entfachen in uns Vorfreude, die beim Durchhalten hilft. Damit wir genug Geduld und Kraft haben, auch die nächsten Monate zu schaffen. Wir werden Gutes sehen! Sehen, hören, schmecken, fühlen. Ich „sehe“ es schon jetzt.
Elke Rosenthal, Superintendentin des Kirchenkreises Arnstadt-Ilmenau