Der Tod ist besiegt
Ostern hat von seiner Bedeutung her viel weniger mit Eiern und Hasen zu tun, als viele Menschen glauben.
Zu Ostern hören wir die Botschaft, dass Jesus lebt! Er, der gekreuzigt und ins Felsengrab gelegt wurde, ist zu neuem, unbegreiflichem und unvergänglichem Leben auferstanden; in ein Leben hinein, dem der Tod nichts mehr anhaben kann. Das heißt auch für uns, der Tod ist überwunden – und wir sind mit hineingenommen in dieses wunderbare Geschehen.
Aber: Können wir das wirklich so fassen, können wir es glauben, darauf vertrauen, dass der Tod besiegt ist?
Vor Ostern liegt ja Karfreitag. Und unsere Welt erscheint mir leider oft stärker von Karfreitag her geprägt als von Ostern her. Das, was Jesus durchgemacht hat, fand und findet bis heute unzählige Male und immer wieder statt: unerträgliches Leid und unschuldiges Sterben, menschliche bzw. unmenschliche Grausamkeit, Krieg und Zerstörung, Krankheit und Tod – das alles scheint doch unsere Welt stärker zu prägen, als die strahlende Lebensfreude des Osterglaubens.
Doch es ist freilich auch eine Frage der Einstellung, die ich zu alledem habe und pflege… Ob ich meinen Blick, meine Aufmerksamkeit auf Leid und Zerstörung richte, oder eben auf das Leben, die Freude, das Licht …
Die Philosophin Edith Stein hat einmal gesagt: „Es ist gut, daran zu denken, dass wir unser Bürgerrecht im Himmel haben … Dann trägt man leichter an den Dingen, die auf Erden sind.“
Wir haben unser Bürgerrecht im Himmel, das bedeutet für mich, wir wissen (neben den irdischen Dingen) noch um eine andere Wirklichkeit, die uns umgibt und der wir unser Leben verdanken. Wir wissen auch und gerade in den Schwierigkeiten und an den Tiefpunkten unseres Lebens:
Es gibt da etwas, das stärker ist als alles, was wir an Leid und Versagen, an Tod und Zerstörung wahrnehmen. Es gibt eine Kraft, die uns auch in allem Schweren trägt – und die letztlich auch das Leid und den Tod überwindet. Das ist die göttliche Wirklichkeit, die „himmlische Welt“, die uns mitten im Leben schon umgibt.
Ich weiß freilich auch, dass es uns oft nicht so leicht fällt, diese andere Wirklichkeit überhaupt wahrzunehmen, sie mit hineinzunehmen in unser ganz alltägliches Leben. Und dass der Glaube an die Überwindung von Leid und Tod und an ein neues, unzerstörbares ewiges Leben nicht gerade selbstverständlich ist in unserer heutigen Zeit…
Doch ich kann aus meiner Erfahrung sagen, dass ich diese andere Seite unserer Wirklichkeit spüren und wahrnehmen kann, wenn ich mich ihr bewusst öffne! Und dann erfahre ich immer wieder, was die entscheidende Kernaussage des Osterfestes ist und was auch Jesus Christus mit seinem Leben und Sterben bezeugt hat: Wir haben mitten in diesem Leben Anteil an der göttlichen Wirklichkeit (am „Reich Gottes“) und wir sind behütet und geborgen, ganz egal, was passiert, selbst im tiefsten Leid!
Diese Zuversicht wünsche ich heute einem jedem von uns. Möge etwas von dieser österlichen Lebenseinstellung einkehren in die Tiefen unserer Herzen.
Matthias Schubert, Pfarrer im Kirchenkreis Arnstadt-Ilmenau