...behaltet das Gute!
Das Jahr ist erst wenige Wochen alt.
Zum Jahreswechsel ist es guter Brauch, dass die Menschen sich etwas für das neue Jahr vornehmen: Mancher will mehr Sport treiben; mancher weniger rauchen; mancher will mehr lesen; mancher nimmt sich vor, zu einer bestimmten Person endlich wieder Kontakt aufzunehmen. Wie ist es bei Ihnen? Haben Sie sich etwas für 2025 vorgenommen?
Bei Entscheidungen, was wir in Zukunft tun und was wir lassen wollen, kann uns ein schönes Wort der Bibel helfen, das über den noch vor uns liegenden elf Monaten des Jahres stehen soll. Die so genannte Jahreslosung stammt aus Paulus‘ Brief an die Gemeinde in Thessaloniki: „Prüft alles und behaltet das Gute!“ Die Jahreslosung kann in diesem Jahr eine besondere Lupe für unser Leben sein. Wir sollten sie immer wieder herausholen. Wir sollen immer wieder prüfen, was gut ist – und was nicht.
Vielleicht klingt diese Aufgabe ein bisschen überfordernd. Denn wer soll schon entscheiden, was gut ist und was schlecht? Aber vielleicht helfen dabei ein paar Orientierungsfragen: Was tut mir und meinen Nächsten gut? Welche Gedanken, welche Einflüsse stärken meine Beziehung zu ihnen, aber auch zu Gott? Und welche Gedanken hindern mich daran, das Gute zu finden?
Hier bei uns in der Justizvollzugsanstalt fällt es einigen Inhaftierten manchmal schwer, dieses Gute zu sehen. Das Gefühl, ungerecht behandelt zu werden, und die Realität der Isolation setzen ihnen zu. Gern spreche ich ihnen dann zu: „...behaltet das Gute!“ Dieser Halbvers setzt als Voraussetzung, dass Gott in jedes Leben etwas Gutes legt. Vielleicht sind es die kleinen Dinge: Ein freundliches Wort, ein Moment des Friedens, ein Gebet, das uns Trost spendet. Vielleicht ist es die Erinnerung daran, dass Gott uns auch in schwierigen Zeiten nahe ist und uns mit seiner Liebe umhüllt.
„Prüft alles und behaltet das Gute!“ – das ist eine Einladung dazu, dass wir die Augen für Gottes Wirken in unserem Leben öffnen. Es ist eine Aufforderung, uns immer wieder neu an das Gute zu erinnern, das Gott in uns gelegt hat – in jeden und jede Einzelne.
Helfried Maas, Gefängnisseelsorger in der JVA Arnstadt