Alle Jahre wieder
„…kommt das Christuskind“. Wirklich? Wer sagt das? Die Kinder der Wilhelm-Hey-Regelschule in Ichtershausen singen das. Und zahllose andere Kinder in Thüringen, in Deutschland, in vielen Ländern der Erde.
Sollen wir das den Kindern glauben? Unbedingt! Wer das helle Leuchten in den Augen der Kinder nicht wahrnimmt, wer diese spitzbübische Freude nicht in sich aufnehmen kann, ist arm dran. Und wer will denn schon arm dran sein?! Na also: „Alle Jahre wieder kommt das Christuskind.“
Wo kommt es denn hin, das Christuskind? „Auf die Erde nieder, wo wir Menschen sind.“
Und wo sind wir Menschen, „alle Jahre wieder“? Zumeist ziemlich im Stress. Nicht wahr? Weihnachten ist ein gefährliches Fest. Da muss alles stimmen, perfekt sein: die Geschenke für die Kinder, für „die bessere Hälfte“ und die Schwiegermutter, die Wohnung blitzeblank, der Weihnachtsbaum festlich geschmückt. Und wenn irgendetwas nicht stimmt, rasten der „Herr des Hauses“ oder die „die Herrin der Küche“ (oder die Schwiegermutter…) sofort aus. Und dann ist es vorbei mit Christuskind und Weihnachtsfreude. Was kann man dagegen tun?
„Alle Jahre wieder…“ von den Kindern vorsingen lassen. Abends, am Abendbrottisch zum Beispiel. Oder ein anderes Vorweihnachtslied. „Morgen, Kinder wird´s was geben“, „O es riecht gut, o es riecht fein“, „Es kommt ein Schiff geladen“, „Macht hoch die Tür“. Vielleicht singen Sie leise oder laut mit?! Denn genau dafür haben unsere klugen Vorfahren diese Zeit, die Adventszeit, eingerichtet: zur Vorbereitung auf dieses gefährliche und wunderbare Fest.
Was können wir „alle Jahre wieder“ tun, damit es friedlich bleibt und festlich wird, hier „auf der Erde, wo wir Menschen sind“? Mein Empfehlung heißt also: musikalische Stressbremsen einbauen. Das sind gute Vor-Übungen, Weihnachts-Appetit-Macher-Gelegenheiten. Die Kinder helfen uns dabei, dass wir Erwachsene entdecken, was da eigentlich auf uns zukommt, was das Christkind, bildlich gesprochen, im Gepäck hat, was es für uns alle mitbringt:
„Kehrt mit seinem Segen ein in jedes Haus“. Das ist es. Segen! Und was meint das?
Ich habe bei Wikipedia nachgeschaut: Das deutsche Wort „Segen“ ist dem Lateinischen „Signum“ für „Zeichen, Kennzeichen, Kreuzzeichen“ entlehnt. Es bezeichnet in vielen Religionen ein Gebet, eine Geste oder einen Ritus, wodurch Menschen Anteil an göttlicher Kraft oder Gnade bekommen sollen. Ziel des Segens ist die Zusicherung von Schutz und Bewahrung sowie die Förderung von Glück und Gedeihen. Außerdem wird das Wort Segen verwendet, um Freude über ein Geschenk zu beschreiben oder um lebendige Fülle auszudrücken.
Das ist es, was das Christkind im Gesang unserer Kinder mitbringt. Ein unsichtbares und doch ziemlich wirkungsvolles Mitbringsel ist das. Ein unbezahlbares und doch unendlich kostbares Geschenk. Segen ist nicht alles, aber ohne Segen ist alles nichts!
Ich wünsche Ihnen, „alle Jahre wieder“, gesegnete Christtage.
Thomas A. Seidel, Pfarrer