07.08.2018
Zu Radegundis per Fuß und Rad

Am Sonntag, 12.08.18 findet in Thüringen eine Ökumenische Wallfahrt zum 1.500. Geburtstag der Hl. Radegundis statt. Am Zielort, der St.-Lukas-Kirche in Mühlberg (bei Arnstadt), wird um 14 Uhr ein Gottesdienst gefeiert.
 

Die Leitung übernimmt EKM-Regionalbischof Dr. Christian Stawenow. Die Predigt hält Dr. Ulrich Neymeyr, Bischof des Bistums Erfurt. Im Anschluss ist eine Wanderung zur Mühlburg geplant, dort wird es eine Abschlussandacht geben.

Um mit der Kirchengemeinde nach Mühlberg zu pilgern, werden zwei Varianten von Arnstadt aus angeboten – Treffpunkt jeweils Bildstock Riesenlöffel (Arnstadt, Am Riesenlöffel/ Haarhäuser Str.):

  • Pilgern zu Fuß für eine Gesamtstrecke von ca. 10 km. Die Gehzeit beträgt ca. 2 Stunden. Treffpunkt ist um 10.00 Uhr. Dort wird mit einem geistlichen Impuls begonnen. Um 12:00 Uhr gibt es einen Mittagsimpuls in Röhrensee (ab hier sind es noch ca. 3km) mit anschließendem Picknick. Dazu bringe jeder etwas zum Teilen mit. Um 13:00 Uhr ist dann der Aufbruch nach Mühlberg. Geistliche Begleiterin ist Frau Claudia Wanierke von der katholischen Kirchgemeinde.
  • Pilgern mit dem Rad für eine Strecke von ca. 11 km. Die Fahrzeit beträgt ca. 45min. Treffpunkt ist um 11.30 Uhr. Auch auf dieser Tour ist Zeit für Gebet und ein „Gemeinsam-Teilen-Picknick“. Geistlicher Begleiter ist Pfarrer Thomas Kratzer von der evangelischen Kirchengemeinde.


Hintergrund:
Radegundis (geb. um 520; gest. 13. August 587 in Poitiers) war die Ehefrau des fränkischen Königs Chlothar I. und Tochter König Berthachars von Thüringen. Radegundis war früh eine Vollwaise und verlebte ihre Kinderzeit am Hof des Thüringer Königs Herminafried, ihres Onkels. 531 wurde sie nach einer verlorenen Schlacht an der Unstrut nach Frankreich verschleppt. Um 540 erzwang König Chlothar gegen ihren Willen die Heirat. Als Königin lebte sie am Hof in Saisons sehr asketisch. Zudem habe sie den König um Begnadigung für zum Tode Verurteilte gebeten und sich der Krankenpflege gewidmet sowie in der männerdominierten Welt immer wieder Zwängen getrotzt.

Nachdem Chlothar vermutlich Radegundis’ Bruder als Vergeltung für einen Aufstand der Sachsen und Thüringer ermorden ließ, hat sich Radegundis von ihm getrennt. Sie floh und verschenkte ihren Besitz an die Kirche und Arme. 558 gründete sie das Kloster Saint-Marie-hors-les-Murs, die spätere Abtei vom Heiligen Kreuz in Poitiers, als erstes Frauenkloster Europas. Chlothar hat sich später bei ihr entschuldigt und das Kloster unterstützt, heißt es. Radegundis soll sich der Überlieferung zufolge im Kloster oft die niedrigsten Dienste ausgesucht haben, wie das Baden von Armen und Kranken und sogar von Aussätzigen. Am 13. August 587 starb sie und wurde auf ihren Wunsch in der Klosterkirche bestattet.

Nach ihrer Heiligsprechung im 9. Jahrhundert wurden ihr Kirchen in ganz Europa geweiht. Die Radegundis-Kapelle bei der Mühlburg war eine von drei Kirchen oder Kapellen mit ihrem Patrozinium in Deutschland. Heute existiert nur noch der Grundriss. Dafür wurde in die Lukas-Kirche in Mühlberg eine kleine sogenannte Radegundis-Kapelle integriert.

Die Wallfahrt rund um den 13. August als Gedenktag für die Heilige hat eine lange Tradition: Seit den 1930er Jahren für die Katholiken, seit den 1970er Jahren als ökumenische Veranstaltung. Der frühere Mühlberger Pfarrer Rainer Schmidt hat die evangelische Beteiligung initiiert und engagiert sich seitdem für das Treffen. „Radegundis war die erste uns bekannte Thüringer Christin und kann als Botin des Friedens noch heute ein Vorbild sein“, betont er. 700 Jahre vor der Heiligen Elisabeth habe sie als vergleichbare Persönlichkeit gewirkt und sich nie abbringen lassen von ihrem Einsatz für ein gerechtes, gewaltfreies Miteinander.