07.09.2015
Willkommenskultur für Flüchtlinge

Mehr Mitmenschlichkeit beim Umgang mit Flüchtlingen fordern der Deutsche Gewerkschaftsbund, die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland, die Jüdische Landesgemeinde Thüringen, das Katholische Bistum Erfurt und der Verband der Wirtschaft Thüringens e.V.

In einem gemeinsamen Papier, das kürzlich verabschiedet wurde, würdigen die Unterzeichner das derzeitige breite Engagement für Flüchtlinge und fordern zugleich dazu auf, sich verbaler oder tätlicher Gewalt gegen Flüchtlingen entschieden entgegenzustellen.

Auszüge aus der Pressemitteilung:

„Die Würde des Menschen begründet sich aus seiner Geschöpflichkeit,
seinem Menschsein. Diese Würde ist unantastbar und unteilbar. Das
verlangt, dass das Recht auf Leben unbedingt gesichert und geschützt
werden muss. Wenn der Mensch an Leib und Leben bedroht ist, hat er
Anspruch auf Schutz. Schutz von Flüchtlingen bleibt unbestritten eine
rechtliche und moralische Verpflichtung für Staat und Gesellschaft“,
heißt es in dem Papier.

Mit politischen Maßnahmen allein könne eine menschenwürdige Aufnahme
und Begleitung von Flüchtlingen jedoch nicht gelingen, sondern „nur mit
einem breiten zivilgesellschaftlichen Engagement vieler Menschen“. Die
Unterstützung durch ehrenamtliche Initiativen, Vereine, Verbände,
Sozialpartner und Religionsgemeinschaften „ist ein wertvolles Gut, das
hohe gesellschaftliche Anerkennung verdient, geschützt und
weiterentwickelt werden muss“.

Die Unterzeichner ermutigen, populistischen, rechtsextremen,
menschenfeindlichen Parolen zu widersprechen: „Wer gegen Flüchtlinge
hetzt oder gar Gewalt anwendet, der muss mit dem deutlichen Widerspruch
und dem entschlossenen Widerstand der Verfasser und Unterzeichner dieses
gemeinsamen Wortes rechnen.“ Vorbehalte in der Bevölkerung bedürften
des Gespräches und der direkten Begegnung mit Flüchtlingen. So könnten
Vorurteile und Ängste abgebaut werden.

Die Unterzeichner „erwarten einen parteiübergreifenden Konsens darüber,
dass das Flüchtlingsthema keine parteipolitische Profilierung und
Instrumentalisierung erfährt“. Zugleich bieten sie Land und Kommunen
Unterstützung an und tragen Bemühungen mit, „die zu einer schnelleren
Klarheit über den weiteren Weg der hier in Thüringen angekommenen
Flüchtlinge führen“.

Eine erfolgreiche gesellschaftliche Integration von Flüchtlingen könne
nur durch die Integration in den Arbeitsmarkt gelingen. „Damit noch mehr
geflüchtete Menschen schnell die Möglichkeit bekommen, ihren
Lebensunterhalt selbst zu bestreiten, müssen Regelungen vereinfacht und
Förderinstrumente der Berufsausbildung für Geduldete und Asylsuchende
mit hohen Bleiberechtsperspektiven geöffnet sowie Angebote zur
Sprachförderung ausgebaut werden“, fordern die Unterzeichner.

Unterzeichnerinnen und Unterzeichner:
  • Gabriele Kailing, Bezirksvorsitzende des DGB Hessen-Thüringen
  • Sandro Witt, Vorsitzender der DGB Landesvertretung Thüringen
  • Ilse Junkermann, Landesbischöfin der EKM
  • Martina Klein, Oberkirchenrätin und Bildungsdezernentin der EKM
  • Prof. Dr. Reinhard Schramm, Vorsitzender der Jüdischen Landesgemeinde
  • Thüringen
  • Juri Goldstein, Stellvertretender Vorsitzender der Jüdischen
  • Landesgemeinde Thüringen
  • Dr. Ulrich Neymeyr, Bischof des Katholischen Bistums Erfurt
  • Winfried Weinrich, Ordinariatsrat und Leiter des Katholischen Büros
  • Thüringen
  • Hartmut Koch, Präsident des Verbandes der Wirtschaft Thüringens e.V.
  • Stephan Fauth, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Wirtschaft
  • Thüringens e.V.

Den vollständigen Text des gemeinsamen Wortes finden Sie unter:
www.ekmd.de