24.08.2018
Trockenheit gefährdet

Trockenheit und Hitze setzen nicht nur der Landwirtschaft zu: Sie gefährden auch Kirchengebäude und Orgeln in ihrer Substanz. Markantes Beispiel dafür ist die Dreifaltigkeitskirche Holzhausen (bei Arnstadt).
 

Die Kirche und die darin befindliche Orgel (erbaut 1788 durch Johann Michel Hesse) wurden in den letzten Jahren aufwändig saniert.

Unter der Sommerhitze haben beide massiv gelitten: „Das Orgelkonzert mit Frauenkirchen-Kantor Matthias Grünert hätten wir beinahe absagen müssen“, zeigte sich Gabi Damm schockiert. Die Kantorin ist zugleich Mitglied des örtlichen Orgelbau-Vereins und gießt schon seit längerem täglich den Steinfußboden der Kirche, um die enorm gesunkene Luftfeuchtigkeit wieder anzuheben. „Die Orgel wurde bei 70% Luftfeuchte gestimmt; jetzt haben wir teilweise nur 40%“, hat Damm festgestellt.

Dann wird es kritisch für alles, was aus Holz ist – und für die Orgeln ganz besonders. Denn bei der „Königin der Instrumente“ sind zwar die vorn sichtbaren Orgelpfeifen aus Metall, aber im Inneren befindet sich jede Menge Holz: weitere Orgelpfeifen und Bauteile sowie die „Windladen“, das Herzstück einer jeden Orgel. Das sind große, luftdichte Kästen, in denen der Orgelwind aus dem Blasebalg zu den Pfeifen geleitet wird. „Wenn die Windladen wegen der Trockenheit reißen, kann das teure und aufwändige Reparaturen nach sich ziehen“, meint Beate Friedrich.

Die Orgelsachverständige des Kirchenkreises Arnstadt-Ilmenau macht sich seit einiger Zeit Sorgen, wie wohl die zahlreichen Orgeln den Sommer überstehen werden. „Sinkt die Luftfeuchte in Richtung 40 % ab, helfen Wäscheständer mit feuchter Wäsche oder Handtüchern, ebenso das feuchte Wischen von Steinfußböden in den Kirchen“, meint Friedrich. 

Nicht nur, aber vor allem in Hitzeperioden solle die Luftfeuchte regelmäßig kontrolliert und protokolliert werden. „Hygro- und Thermometer sind nicht teuer, aber hilfreich, um die Gefahr zu erkennen und abzuwenden“, Und noch etwas hat die Sachverständige festgestellt: „Vor allem in kleinen Kirchen stehen die Balg-Anlagen häufig auf dem Dachboden. Wird die ohnehin schon trockene Orgel dann benutzt, gelangt noch heißere Luft in ihr Inneres – das kann ihr Ruin sein“, befürchtet Friedrich und appelliert an die betroffenen Kirchengemeinden, diese Orgeln gegenwärtig nicht zu benutzen.

Ähnlich sieht das auch Karin Schneider vom Kreiskirchenamt Meiningen: „Das Bespielen dieser Orgeln bei einer solchen Trockenheit kann katastrophale Folgen haben“, warnt die Kirchenbaureferentin. Die ersten Schadensmeldungen seien schon bei ihr eingetroffen. „Ich mag gar nicht daran denken, was da noch auf uns zukommt“, fügt Schneider hinzu. Sie stünde deshalb bereits im Kontakt mit dem Landeskirchenamt der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM).

Doch in Holzhausen ist es nicht nur die frisch sanierte Hesse-Orgel, die unter der Trockenheit regelrecht geächzt hat. Unter der Kirche verläuft eine Wasserader, die bei langer Sommerhitze nicht mehr den nötigen Gegendruck zum Kirchenfundament aufbringt, weshalb die gesamte Kirche an zwei Ecken bereits regelrecht absackt. Kantorin Damm hat entdeckt: „Die frisch verputzten Wände zeigen überall schon tiefe Risse. Einer geht neben dem Balg der Orgel durch das gesamte Gemäuer. Er ist schon so breit, dass herabfallender Putz den erneuerten Orgelbalg beschädigt hat.“

Das Spielen an der Orgel sei vorerst komplett eingestellt worden. Dazu noch einmal Kirchenbaureferentin Schneider: „Der Statiker war bereits da und hat Rissmonitore angebracht. Wir können jetzt erst mal nach seiner Auskunft nur abwarten, wie sich die Sache weiterentwickelt.“ Perspektivisch müsse wohl das gesamte Fundament saniert werden.

Wenn Orgel und Kirche längere Zeit unbenutzbar bleiben bzw. werden, wäre das für die Kirchengemeinde ebenso bitter wie für den Orgelbau-Verein: Hatten doch beide in den letzten Jahren enorme Anstrengungen unternommen, um Kirche und Orgel zu sanieren.