04.12.2023
Solidarität mit Betroffenen
(PM EKM/rb). Mit Beschlüssen zu Kirchengesetzen und Anträgen ist kürzlich die Landessynoden-Tagung der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) zu Ende gegangen.
Themen waren unter anderem der Nahost-Konflikt und Antisemitismus sowie die Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt. Beschlossen wurde zudem der Doppelhaushalt. Zum heutigen Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen gab es ebenfalls einen Beschluss sowie ein Solidaritäts-Foto der Synodalen.
Die Landessynode verurteilt „den brutalen und menschenverachtenden Angriff“ der Hamas auf Israel am 7. Oktober und fordert die sofortige Freilassung aller Geiseln. Beklagt werden die zivilen Opfer, die dieser Konflikt sowohl auf der israelischen als auch der palästinensischen Seite fordert. „Die Verantwortung für diese Eskalation trägt die Hamas. Sie ist nicht mit den Palästinensern und Palästinenserinnen gleichzusetzen. Die Landessynode warnt deshalb vor einer Vereinfachung, die allen Palästinensern Antisemitismus unterstellt“, so die Parlamentarier. Trotz der Gefahr des Missbrauchs sei es unverzichtbar, den Zivilisten in Gaza den Zugang zu humanitärer Hilfe zu ermöglichen. Mit Blick auf die Auswirkungen in Deutschland hieß es, dass die jüdischen Gemeinden in schwerer Bedrängnis seien, der alltägliche Antisemitismus habe sich unerträglich verschärft. „Die Landessynode verurteilt auf das Schärfste Mordaufrufe und Drohbriefe gegenüber Jüdinnen und Juden und Schmierereien an Einrichtungen, darunter auch die Anschläge auf die Synagoge in Erfurt in der Nacht vom 11. auf den 12. November. Antisemitismus ist Sünde“, betonen die Synodalen.
Intensiv hat sich die Synode mit sexualisierter Gewalt befasst: „Wir nehmen wahr, dass sexualisierte Gewalt in unserer Kirche eine Realität war und ist. Die Erfahrungen der Betroffenen und das Versagen kirchlicher Verantwortungsstrukturen zeigen uns, dass Sensibilisierung für dieses Thema, Aufarbeitung und Prävention eine bleibende Aufgabe für unsere Kirche ist. Präventionsarbeit ist fortzuführen und auszubauen. Schutzkonzepte müssen weiterentwickelt und umgesetzt werden. Dafür wollen wir auch weiter mit Betroffenen im Gespräch bleiben“. Die Synode dankte dafür, dass eine Begegnung mit Betroffenen möglich wurde. „Wir sind berührt von dem Mut und der Bereitschaft, mit der die Betroffenen ihre schmerzlichen Erfahrungen mit uns geteilt haben“, hieß es. Es sei deutlich geworden, dass es sich nicht allein um ein Thema der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen handelt, sondern das ganze kirchliche Lebens betrifft.
Zur sozialen Lage betonen die Parlamentarier, dass Armut eine große Herausforderung in unserer reichen Gesellschaft sei. Sie fordern die Rücknahme von Kürzungen bei der Migration und Integration, bei politischer Bildung, der Demokratiearbeit und bei den Freiwilligendiensten im Bundeshaushalt und den Landeshaushalten. Die Landessynode bittet Kirchengemeinden, Kirchenkreise und kirchliche Werke, aktiv Teilhabechancen für von Armut betroffene Menschen zu eröffnen und Hilfsprojekte zu unterstützen.
Die Landessynode unterstützt das Anliegen des Positionspapiers der Frauenvollversammlung der EKM für den Schutz von Frauen, Mädchen und weiblich wahrgenommen Personen vor Gewalt. Kirchengemeinden, Kirchenkreise und kirchliche Einrichtungen sollen sich sensibel und aufmerksam mit dem Problem der geschlechtsspezifischen Gewalt gegen Frauen auseinandersetzen und eigene Handlungsmöglichkeiten zum Schutz von Frauen und Mädchen erschließen. So soll es Räume geben, in denen Mädchen und Frauen über ihre Erfahrungen sprechen können, in denen sie gehört und ernstgenommen werden.
Das Kirchenparlament hat den Doppelhaushalt für die Jahre 2024 und 2025 beschlossen. Für die Finanzierung der kirchlichen Aufgaben steht im kommenden Jahr eine Plansumme von 222,1 Millionen Euro zur Verfügung, für das Jahr 2025 sind es 223,7 Millionen Euro.
„Es wurden zu dieser Tagung sehr aufwühlende Themen debattiert. Insbesondere bewegt hat uns das Thema sexualisierter Gewalt“, resümiert Dieter Lomberg, Präses der Landessynode. „Das Leid von Menschen, die unter dem Dach der Kirche missbraucht wurden, macht mich sprachlos und hilflos: Ich kann das Leid nicht fassen und bin hilflos, wie die Folgen des Leids auch nur im Ansatz abgemildert werden können. Gerade deswegen müssen wir uns auf einen Weg zu diesen Menschen machen und sie fragen, was wir tun können, das ihnen gut tut! Es reicht nicht, um Entschuldigung zu bitten, wir müssen alles tun, um sexualisierte Gewalt zu vermeiden. Auch dabei hilft uns das Gespräch mit Betroffenen“, betont er.
Die 7. Tagung der III. Landessynode ist vom 11. bis 13. April 2024 im Kloster Drübeck geplant.