28.11.2019
Seelsorge im Fokus
Für „eine seelsorgerliche und besuchende Kirche“ sprach sich Landesbischof Friedrich Kramer kürzlich in seinem ersten Bericht vor der Landessynode der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) in Erfurt aus. „Das seelsorgerliche Amt braucht eine neue Wertschätzung. Es gilt, die Seelsorge als Muttersprache der Kirche wieder neu zu entdecken und als Grundstruktur des Pfarramtes stark zu machen und damit Resonanz zu erzeugen in unserer Welt“, so der Landesbischof.
Kramer sieht die Kirche in der Tradition des Konziliaren Prozesses für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung, der vor 30 Jahren begonnen hat. Hier betont er den christlichen Pazifismus ebenso wie die Notwendigkeit, die Schöpfung zu bewahren. „Wir brauchen einen Atomwaffen-Verbots-Vertrag, eine generelle Ächtung der Atomwaffen“, so Kramer. Er würdigt „Fridays for Future“ und „dass uns junge Menschen heute dazu auffordern, den Klimawandel ernst zu nehmen und gemeinsam mit ihnen Antworten zu finden und konkrete Schritte einzuleiten“.
Ausführlich widmet sich der Landesbischof der Zukunft der Kirche. Dabei formuliert er auch, wie er das Bischofsamt versteht: „Ich sehe mich als den, der besucht, begegnet, erlebt und wahrnimmt. Und dann all die Fragen, die dabei entstehen, in Worte fasst und Ihnen hinhält. Ich sehe meine Aufgabe … darin, Themen ins Gespräch zu bringen, gegebenenfalls auch unbequeme, Sie zum Diskurs einzuladen, um gemeinsam nach Antworten zu suchen.“ Gleich neun Fragen wirft Kramer auf, unter anderem: „Wie bleiben wir bei sinkenden Ressourcen in der Fläche präsent? Wie können wir Freiräume für Innovation und Mission in unsere Strukturen implementieren? Wie sehen die nächsten Schritte aus in der Ökumene, im christlich-jüdischen Miteinander, im interreligiösen Dialog? Wie finden wir zu passenden Worten und angemessenem Handeln in Zeiten vergifteter Herzen?“
Zum Terror-Anschlag in Halle erklärt der Landesbischof: „Es ist eine schreckliche Situation, die Herzen sind beunruhigt und verunsichert. Wir müssen uns gegen die Vergiftung der Herzen stark machen“. Die christlich-jüdische Verständigung will er fortführen. „Wir sind ein Stück vorangekommen mit unserer Entgiftungsaktion … im Blick auf unseren eigenen Antijudaismus“, konstatiert er, sieht aber „noch viel zu tun, was umso wichtiger ist angesichts des neuen und des alten Antisemitismus und -judaismus in unserem Land“.
Die Landessynode besteht aus 80 gewählten und berufenen sowie solchen Mitgliedern, die ihr von Amts wegen angehören. Sie verkörpert die Einheit und Vielfalt der Gemeinden, Kirchenkreise, Dienste, Einrichtungen und Werke im Bereich der Landeskirche. Die Landessynode tritt in der Regel zweimal im Jahr zu mehrtägigen, öffentlichen Sitzungen zusammen.