06.06.2023
Schutz vor Gewalt

(PM EKM/rb). Die Frauenvollversammlung der Evangelischen Frauen in Mitteldeutschland (EFiM) hat zu ihrer Tagung in Neudietendorf ein Positionspapier „Schweigen ist Silber. Reden ist Gold. Wofür wir unsere Stimme erheben: Für den Schutz von Frauen, Mädchen und weiblich wahrgenommenen Personen vor Gewalt“ verabschiedet.

Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) wird zu einem wahrnehmbaren JA zur Umsetzung der Istanbul-Konvention mit dem Ziel von Prävention, Verfolgung, Schutz und Beseitigung bei jeglichen Formen von Gewalt gegen Frauen und Mädchen aufgerufen. Konkrete Forderungen an die EKM und ihre Gemeinden sind Sensibilisierungs-Kampagnen und Fortbildungen, Teilnahme an Aktionstagen, Information über Angebote zur Hilfe und Seelsorge sowie das Angebot von Schutz- und Gesprächs-Räumen für Betroffene von Diskriminierung und Gewalt.

Geschlechtsspezifische Gewalt ist demnach kein Thema des Randes und gesellschaftlicher Nischen, sie finde überall statt und durchziehe alle sozialen und institutionellen Bereiche. Mindestens jede dritte Frau habe Erfahrungen mit geschlechtsspezifischer Gewalt, fast täglich falle eine Frau einem versuchten oder vollendeten Tötungsdelikt durch einen Mann zum Opfer, heißt es in dem Papier. Das Ende von Gewalt beginne mit der persönlichen, institutionellen und gesellschaftlichen Entscheidung hinzusehen und nicht zu schweigen, sondern die Stimme zu erheben, um Betroffene zu schützen, Täter und Täterinnen bei der Ausübung von Gewalt zu hindern und Strukturen so zu verändern, dass alle Menschen gleiche Chancen haben.

„Das Ausmaß an Gewalt gegen Frauen, Mädchen und weiblichen wahrgenommen Personen ist hoch – strafrechtlich relevante sexualisierte oder häusliche Gewalt erfährt jede dritte Frau im Laufe ihres Lebens“, sagt Eva Lange, Leitende Pfarrerin der EFiM. Die kürzlich erschienene VisSa-Studie der Hochschule Merseburg lege Gewalt noch breiter aus und komme zum Ergebnis, dass 90 Prozent der Befragten mindestens einmal Erfahrungen mit aufdringlichen Blicken, Hinterherrufen oder Nachpfeifen haben. „Beide Schlaglichter verdeutlichen: Wir alle begegnen täglich Frauen und Mädchen, die Erfahrungen mit geschlechtsspezifischer Gewalt gemacht haben oder gerade machen. Die Frauenvollversammlung regt die Auseinandersetzung damit an und bringt einen Anstoß für Sensibilisierung und Aktivitäten in unserer Landeskirche“, so Lange.

Sie verweist auf die 2011 verabschiedete Istanbul-Konvention, das „Übereinkommen des Europarates zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt“. Deutschland ist im Oktober 2022 vollständig beigetreten. Mit dem Übereinkommen werde geschlechtsspezifische Gewalt als Menschenrechtsverletzung anerkannt, beim Umsetzen der geforderten Maßnahmen komme der Zivilgesellschaft eine zentrale Rolle zu. Als Gewalt gelten gemäß der Konvention alle Handlungen, die körperliche, sexuelle, psychische oder wirtschaftliche Schäden oder Leiden verursachen. Als Ursache für die geschlechtsspezifische Gewalt gegen Frauen, Mädchen und weibliche wahrgenommene Personen werde die Ungleichverteilung von Machtverhältnissen zwischen den Geschlechtern zugunsten von Männern angeführt.

Die nächste Frauenvollversammlung findet am 7. und 8. Juni 2024 in Magdeburg statt.

Weitere Infos unter:

https://www.frauenarbeit-ekm.de/arbeitsbereiche/frauenpolitik/aktuelles/frauen-und-maedchen-schuetzen-positionspapier-gegen-geschlechtsspezifische-gewalt-verabschiedet/