26.10.2023
Reformationstag mit Kellner-Kantate
(rb). Zum Festgottesdienst am Reformationstag (Dienstag, 31.10.23) lädt der Kirchenkreis Arnstadt-Ilmenau in die Kirche St. Laurentius, Gräfenroda ein; Beginn ist 11 Uhr.
Die Johann-Peter-Kellner-Kantorei Gräfenroda führt, durch Gäste verstärkt, die Kantate „Ein feste Burg ist unser Gott“ von Johann Peter Kellner (1705–1772) auf; die Leitung hat Kantor Peter Harder. Superintendentin Elke Rosenthal (Arnstadt) übernimmt die Predigt, Pfarrer Sebastian Pötzschke die Liturgie. Nach dem Gottesdienst gibt es Wildschwein am Spieß, Bratwurst und Getränke. Manufaktur und Museum „Zwergstatt Gräfenroda“ bieten außerdem Erkundungen sowie Kaffee und Kuchen an.
Zur Aufführung der Kellner-Kantate im Gottesdienst meint Kantor Peter Harder: „Ich bin selbst sehr neugierig darauf; fand doch die letzte Aufführung vor rund 250 Jahren statt.“ Vater Johann Peter und Sohn Johann Christoph Kellner hätten die Kantate wie so oft gemeinsam komponiert.
Harder, der 1997 als Kantor in Gräfenroda begann, hat sich jahrelang mit Kellner beschäftigt. „Die Gräfenrodaer waren und sind regelrecht stolz auf ‚ihren‘ Komponisten, und das zurecht“, meint Harder. Darin bestärkt hätten ihn auch die Forschungen des Musikwissenschaftlers Rolf Dietrich Claus, der 1999 seine fast 400 Seiten starke Dissertation ausschließlich dem Gräfenrodaer Komponisten widmete.
Die Tatsache, dass dieser Musiker des 18. Jahrhunderts und Zeitgenosse Bachs beinahe völlig in Vergessenheit geraten war, berührte Peter Harder ebenso sehr wie dessen Musik: „Die Kellner-Werke kamen den musizierfreudigen Menschen hier in der Gegend mit ihrer leichten Spielbarkeit sehr entgegen.“ Der Kantor bemüht sich daher seitdem, Kellners Handschriften digital aufzuarbeiten und für die heutige Aufführungspraxis spielbar zu machen. Nicht ohne Stolz präsentiert er eine bisher unveröffentlichte, von ihm edierte Kellner-Gesamtausgabe, die inzwischen schon drei Bände umfasst.
Doch das Herz der Gräfenrodaer hat er mit einer anderen Meisterleistung erobert: Im Jahre 2005 konnte die Kellner-Weise-Orgel in St. Laurentius nach jahrelanger Rekonstruktion erstmals wieder so erklingen, wie sie vermutlich auch im 18. Jahrhundert ursprünglich gebaut und angelegt war. Die Einwohner des zwischen Arnstadt und Ilmenau gelegenen Ortes wählten ihn daraufhin zu ihrem Ehrenbürger.
Und auch wenn dank der von Harder gegründeten Johann-Peter-Kellner-Gesellschaft der Thüringer Komponist inzwischen auch international bekannt ist: Für 2026 plant er, in den Ruhestand zu gehen. Doch bis dahin möchte er sich noch einen Traum erfüllen: Kellners Gräfenrodaer Kirchweih-Kantate „Wohl denen, die in deinem Hause wandeln“, will er erstmalig wieder aufführen. Bisher war sie nur in Fragmenten überliefert. Harder hat sie in akribischer, jahrelanger Kleinarbeit vollständig rekonstruiert.
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