04.05.2021
Raus aus der Nische

„Raus aus der Nische“- dieses Motto engagierter Christen hat sich Tabea Fischer zum Lebensmotto gemacht. Die Gemeindepädagogin in Großbreitenbach (bei Ilmenau) geht nach 42 Jahren Dienst in den Ruhestand und kann auf ein bewegtes Arbeitsleben zurückblicken. Zu Pfingsten 2021 wurde sie mit einem Festgottesdienst verabschiedet.

Geboren wurde sie 1955 in Langenwolschendorf (bei Zeulenroda). Nach dem Schulabschluss machte sie eine Ausbildung zum Facharbeiter für Gummi und Asbest. „Ich habe dort für DDR-Verhältnisse sehr gut verdient, aber mir war schnell klar, dass ich diese stupide Arbeit nicht bis zur Rente machen möchte“, meint sie dazu.

Nach Bibeltagen in Gera entschied sie sich für eine Fachschulausbildung zur Katechetin und Gemeindehelferin, die sie 1975–1978 in Bad Freienwalde/Oder absolvierte. Nach ihrem Examen kam Tabea Fischer 1978 nach Großbreitenbach, wo sie seitdem ohne Unterbrechung in den Kirchengemeinden und im Kirchenkreis tätig ist. „Ich kannte hier mitten im Thüringer Wald niemanden und war mit meinen 23 Jahren auf mich selbst gestellt. Aber durch den Jugendbibelkreis hatte ich ständig junge Leute in meiner Wohnung im Pfarrhaus“, erinnert sie sich. Und die seien teils noch heute in Gemeinde und Gemeindekirchenrat aktiv.

Die mit der Friedlichen Revolution 1989/90 gewonnene Freiheit nutzte die Gemeindepädagogin schnell: Nach religionspädagogischen Fortbildungen erwarb sie die Lehrerlaubnis fürs Fach „Evangelische Religion“ und erteilte seitdem Religionsunterricht in den Grund- und Regelschulen von Großbreitenbach, Gräfinau-Angstedt und Langewiesen. „Das Unterrichten war eine Herausforderung, hat mir aber viel Freude gemacht und war für die Gemeindearbeit segensreich“, meint die 65Jährige rückblickend.

Doch damit nicht genug: Tabea Fischer initiierte zahlreiche Projekte in der kirchlichen Kinder-, Jugend- und Familienarbeit, die über Jahre hinweg erfolgreich waren:

  • Ab 1992 fanden mit dem Bibellesebund und dem Verein „Jugend für Christus“ jährliche Kinderbibelwochen in den Kirchengemeinden und Projektwochen mit der Grund- und Regelschule Großbreitenbach statt. Los ging es mit dem „Teemobil“; später folgten „The Buzz“ (ein Doppelstockbus), Auftritte der südafrikanischen Tanzgruppe „iThemba“ und der „Lifeliner“, ein umgebauter amerikanischer Truck.
  • Aus der Geschenkaktion „Weihnachten im Schuhkarton“, begonnen jährlich am Martinstag (9.11.), entstand ein Handarbeitskreis fleißiger Seniorinnen, die sich im Pfarrhaus zum Häkeln und Stricken von Kindersachen für notleidende Kinder in Osteuropa trafen.
  • Der Mutter-Kind-Kreis bot jahrelang in den Kindergärten ringsum eine Kinderstunde pro Monat für getaufte Kinder an. Alle Kita-Kinder ab 4 Jahren wurden jährlich zu Mitmach-Konzerten oder zu Kirchenjahres-Projekten in die Kirchen eingeladen.
  • Auf dem Campingplatz Großbreitenbach gab es 2008–16 die „Campingkirche“. Durch Bastel- und Spielangebote, Gute-Nacht-Geschichten, Filmabende, Lagerfeuer und Laternenumzug kam man mit Urlaubern in Kontakt.
  • 2009–16 bestand im Pfarrhaus Großbreitenbach eine Außenstelle der Ilmenauer Tafel. Eine Teestube bot den Bedürftigen Gemeinschaft, Andachten und den Rahmen für Geburtstage und Feste an.
  • Die Corona-Pandemie stoppte viele Projekte. Im Sommer 2020 entstand daher das „Kirchenkino“ mit Filmen in der Kirche und im Park als „Open air“.

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