11.11.2015
Menschlichkeit gefragt
Rund sechstausend Menschen haben sich am 9. November während der Kundgebung für Mitmenschlichkeit und Toleranz auf dem Domplatz in Erfurt versammelt. Zu der Veranstaltung hatte ein von Kirchen, Gewerkschaften, Vereinen und Künstlern gebildetes Bündnis aufgerufen. Zeitgleich fanden in Arnstadt und Ilmenau Veranstaltungen zum Gedenken an die Reichspogromnacht 1938 statt.
Diethard Kamm, Regionalbischof und stellvertretender Landesbischof der EKM, sagte auf der Veranstaltung in Erfurt im Wortlaut:
„Liebe Freunde, meine Damen und Herren und heute vielleicht zuerst: liebe Mitmenschen,
Am Anfang soll ein Dank stehen: Ich danke allen, die heute hier auf den Erfurter Domplatz gekommen sind, um ein Zeichen für Mitmenschlichkeit in unserem Land zu setzen. Mein Dank gilt allen, die an unterschiedlichen Orten an den nationalsozialistischen Terror gegen jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger am 9. November 1938 erinnern, für Frieden beten und sich rechten Demos wie in Apolda entgegenstellen. Voller Dankbarkeit denke ich an die vielen Menschen, die sich täglich für Flüchtlinge einsetzen. Sie prägen unser Land am Ende mehr als alle Hassprediger und die, die diesen hinterherlaufen.
Seit 2008 hängt am collegium maius, dem Sitz des Landeskirchenamts der EKM, ein Transparent: "Nächstenliebe verlangt Klarheit, evangelische Kirche gegen Rechtsextremismus".
Solche Klarheit ist heute nötig, deshalb: Wir stehen ein für Mitmenschlichkeit, weil Christen glauben, dass jeder Mensch als Ebenbild Gottes die gleiche Würde unabhängig von Hautfarbe, Geschlecht oder Religion hat. Weil jeder, der unter die Räuber gefallen ist, ein Recht auf unsere Hilfe hat, egal woher sie und er kommen. Weil Jesus in der Bibel sagt: „Also nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch. (Mt 7,12)
Wir widersprechen jeder Form von Menschenfeindlichkeit, jedem Rassismus und jeder Form von Fremdenfeindlichkeit. Wir verurteilen, wenn Ängste und Sorgen von vermeintlichen „Wir sind das Volk“-Rufern missbraucht werden und so Hass geschürt wird.
Und zum Schluss: Ich bin der EKD-Synode in Bremen für ihre klaren Worte vom Sonntag dankbar, als der EKD-Ratsvorsitzende Bedford-Strohm sagte: ´Der Versuch, uns durch Abschottung die faktisch ja vorhandene massive Not vom Leibe zu halten, wäre ethisch nicht zu rechtfertigen.´“
Weitere Infos sowie den Aufruf "MITmenschlich in Thüringen" finden Sie hier:
www.mitmenschlich-in-thueringen.de/