17.02.2025
Gut zuhören
Zuhören, ohne zu verurteilen: Das vor allem möchte Helfried Maas, der seit Oktober 2024 Gefängnisseelsorger in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Arnstadt ist. „Die Gefangenen sind in einer Situation, für die der Mensch eigentlich nicht geschaffen ist. Da besteht hoher Redebedarf“, betont der Pfarrer. Gemeinsam mit seinem katholischen Kollegen Sebastian Alt möchte er im Arnstädter Gefängnis präsent und ansprechbar sein.
Während des Theologiestudiums, das Helfried Maas in Leipzig und Halle (Saale) absolvierte, sei das Thema „Gefängnisseelsorge“ zunächst nur eine Idee gewesen. Jedoch mit einem Praktikum in der JVA Leipzig und seiner Diplomarbeit „Die Geschichte der evangelischen Gefängnisseelsorge in Deutschland“ sei die Idee konkreter geworden. Allerdings habe er sich auch ernsthafte Fragen stellen müssen: „Komme ich mit dem Eingesperrtsein während der Arbeit klar? Kann ich abends gut mit den Schicksalen abschließen, die sich mir tagsüber offenbarten?“
Doch mindestens ebenso wichtig wie gutes Zuhören sei für die Gefangenen ein wirksames Nachsorgeprogramm für die Zeit nach der Haftentlassung, betont der Theologe. Dazu gehörten ein funktionierendes soziales Netz, Arbeitsmöglichkeiten und eine soziale Absicherung. All das sei noch ausbaufähig, um die Rückfallquote zu senken, ist sich Maas sicher.
Sein Wunsch sei es, dass das Thema Gefängnisseelsorge tatsächlich auch öffentlich wahrgenommen werde: „Die Gefangenen sind trotz allem Teil der Gesellschaft, und in gewisser Weise sind sie auch Arnstädter Gemeindeglieder“, betont der 37Jährige. Ziel der Haft sei ja die Reintegration in die Gesellschaft; dessen solle man sich mehr bewusst werden. Der Theologe möchte deshalb Zeichen setzen, dass die Gesellschaft die Gefangenen auch wirklich wahrnimmt und hat deshalb gleich zu Beginn seiner Amtszeit im Advent letzten Jahres ein Konzert mit Posaunenchören in der JVA Arnstadt organisiert, dass sehr gut ankam.
Ähnliches möchte Maas auch in diesem Jahr organisieren – und plant außerdem regelmäßige Gruppenangebote für die Gefangenen.
Biografisches:
- 1987 geboren in Leipzig
- Theologiestudium in Leipzig und Halle (Saale)
- 2015-2018: Vikariat in der Marktkirche Halle (Saale), dabei auch im Organisationsteam des „Kirchentags auf dem Weg“ Halle-Eisleben; Zweites Theologisches Examen
- 2018-2024: Pfarrstelle im Kirchspiel Wiehe (Kyffhäuserkreis) und im Bereich der Erwachsenenbildung in der Ländlichen Heimvolkshochschule Thüringen in Kloster Donndorf
- seit Oktober 2024: Kreispfarrstelle für Gefängnisseelsorge im Kirchenkreis Arnstadt-Ilmenau (JVA Arnstadt mit Abteilung für Jugendvollzug)