15.02.2016
"Geringste Brüder und Schwestern"

Einen regelmäßigen Flüchtlingstreff gibt es seit kurzem in Ilmenau. Im Evangelischen Gemeindehaus treffen sich alle zwei Wochen Menschen aus Syrien, Afghanistan, dem Irak und Albanien mit Einheimischen zum zwanglosen Plausch.

„Angefangen hat alles mit dem Gottesdienst zur Interkulturellen Woche“, erinnert sich Kantor Hans-Jürgen Freitag, einer der Initiatoren des Treffs. Da seien erstmals auch mehrere Flüchtlinge in der Ilmenauer Jakobuskirche gewesen. „Und dann las ich täglich in der Zeitung vom Flüchtlingsdrama und dachte ‚Du musst etwas tun!’“, fährt Freitag fort. Schnell hätten sich noch weitere Interessierte gefunden, die ähnlich dachten wie er, und so sei die Idee des Treffpunkts geboren worden, der sehr gut angenommen werde.

Das bestätigt auch Sabine Sinzinger, eine der Mitinitiatorinnen: „Wir wollten, dass die Leute bei Kaffee und Kuchen ins Gespräch kommen. Aber inzwischen ist mehr draus geworden!“ Für sie sei es faszinierend zu sehen, wie Leute sich unkompliziert gegenseitig helfen würden. „Und für die Geflüchteten ist das die Chance, endlich auch was Praktisches zu tun und sich einzubringen.“ Ein Blick auf den mit orientalischen Speisen gedeckten Tisch bestätigt diesen Eindruck.

Sinzinger, die selbst nicht gläubig ist, hat noch etwas anderes beobachtet: „Die verschiedenen Religionen der Leute sind überhaupt kein Problem, die sind da völlig unkompliziert und offen.“ Und Kantor Freitag fügt hinzu: „Seit ich das hier mache, geht mir das Jesus-Wort ‚Was Ihr getan habt den Geringsten unter ihnen, das habt Ihr mir getan.’ nicht mehr aus dem Kopf.“

Als nächstes Projekt plant der Kreis Stadtwanderungen, um den Flüchtlingen die Angst vor einer ihnen fremden Umgebung zu nehmen – und den Einheimischen vielleicht manches Vorurteil.