13.08.2020
Deutschland atomwaffenfrei

(PM EKM.) Mit Blick auf den Atombomben-Abwurf vor 75 Jahren auf Hiroshima und Nagasaki fordert Friedrich Kramer, Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), von der Bundesregierung den Beitritt zum Atomwaffenverbotsvertrag, den Abzug aller Atomwaffen aus Deutschland, den Verzicht auf den geplanten Kauf neuer Kampfflugzeuge und eine generelle Ächtung von Atomwaffen.

„Deutschland muss klar seine Stimme gegen Atomwaffen erheben. Schon die Ökumenische Weltversammlung in Seoul 1990 hat die christliche Grundüberzeugung, dass der wahre Friede von Jesus Christus kommt, in das Zeitalter der Massenvernichtungswaffen eindeutig übersetzt: Jede Herstellung, Lagerung oder Einsatz dieser Waffen ist im Geist Christi nicht möglich. Wir werden jedem Verständnis und System von Sicherheit widerstehen, das den Einsatz von Massenvernichtungsmitteln vorsieht“, betont Friedrich Kramer. „Atomwaffen stellen eine Gefahr für die gesamte Menschheit dar. Kommen sie zum Einsatz, verursachen sie unsagbares Leid. Ihre Zerstörungskraft ist unkontrolliert. Es ist an der Zeit, diese Waffen weltweit zu ächten, und Deutschland kann dabei eine wichtige Rolle spielen“, so der Landesbischof.

Vor 75 Jahren, am 6. und 9. August 1945, fielen Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki. Über 150.000 Menschen verloren ihr Leben, meist Zivilisten und von der japanischen Armee verschleppte Zwangsarbeiter. „Hiroshima“ und „Nagasaki“ symbolisieren den Beginn des Zeitalters der atomaren Massenvernichtungsmittel. Noch heute stützt sich die Sicherheitspolitik vieler Staaten auf das Abschreckungspotenzial von Atomwaffen. Mittlerweile droht ein neues Wettrüsten: Russland und die USA haben den INF-Vertrag zur Abrüstung aufgekündigt, beide Atommächte planen, ihre Waffenarsenale zu modernisieren. Gleichzeitig wird der von 122 Staaten beschlossene Atomwaffenverbotsvertrag von den Atommächten und auch von Deutschland ignoriert. Im rheinland-pfälzischen Büchel sind weiterhin Atomwaffen stationiert. Die Bundesregierung hält an der „nuklearen Teilhabe“ fest und plant den Kauf von 30 F-18-Kampfflugzeugen.

„Diese Kampfflugzeuge haben den Zweck, im Falle eines Atomangriffs amerikanische Atombomben an ihr Ziel zu bringen. Es ist zu befürchten, dass mit dem Kauf Deutschlands Rolle in der nuklearen Teilhabe auf Jahrzehnte festgeschrieben wird. Dabei hat sich das Konzept atomaren Abschreckung und nuklearer Teilhabe in der Vergangenheit als politisch wirkungslos, militärisch hoch zweifelhaft und hinsichtlich der Mitspracherechte ein leeres Versprechen erwiesen. Aus der Perspektive evangelischer Friedensethik kann der Einsatz von Atomwaffen nicht mehr als Mittel legitimer Selbstverteidigung betrachtet werden“, betont Jens Lattke, Friedensbeauftragter und Leiter des Ökumenezentrums der EKM.

Hintergrund:
Die Atombomben-Abwürfe auf Hiroshima und Nagasaki vom 6. und 9. August 1945 wurden von US-Präsident Harry S. Truman angeordnet. Die Explosionen töteten etwa 92.000 Menschen sofort. Zehntausende Menschen starben bis zum Jahresende an den Folgen der Angriffe, zahlreiche weitere in den Jahren danach. Bis heute sterben damalige Einwohner der Städte an Krebserkrankungen als Langzeitfolge der Strahlung. Seit dem 6. August 1947 gedenkt Hiroshima alljährlich der Opfer mit einer großen Gedenkfeier.

Weitere Informationen unter: https://www.friedenskooperative.de/