04.03.2024
Buch "Juden in Thüringen" erschienen
(PM EKM/rb). Die Landeszentrale für politische Bildung Thüringen hat die Publikation „Juden in Thüringen. Vom Kaiserreich bis zum Ende der DDR“ des Historikers Rainer Borsdorf aus Ilmenau herausgegeben. Der evangelische Christ engagiert sich unter anderem für die Öffentlichkeitsarbeit im Kirchenkreis Arnstadt-Ilmenau.
„Jüdische Wurzeln entdecken und jüdische Kultur heute in Thüringen und Umgebung fördern – das ist nicht nur mein Beruf, sondern meine Leidenschaft!“, sagt Rainer Borsdorf. „Als Kirche und als Gesellschaft haben wir einen klaren Bildungsauftrag: Wir müssen ihre Geschichten erzählen, je konkreter, desto besser“, kommentiert Superintendentin Elke Rosenthal das Buch. „In Ilmenau, Arnstadt, aber auch in Eisenach, Gera und an vielen anderen Orten Thüringens haben Menschen jüdischen Glaubens unter uns gelebt. Ihre Namen und Geschichten bekannt zu machen, hilft, Antisemitismus einzudämmen.“
„Vielfältig waren die Beiträge, die deutsche Juden in Thüringen in der Vergangenheit leisteten. Moderne Kaufhäuser mit neuartigem Service, bahnbrechende Erfindungen, Maßstäbe setzendes soziales Engagement, eine fortschrittliche, bürgerorientierte Landesverfassung und ein gewichtiger Anteil an Industrialisierung und Wirtschaftswachstum gehören ebenso dazu wie bedeutende Beiträge zu Architektur, bildender Kunst, Literatur und Musik“, heißt es im Klappentext des Buches. Doch je erfolgreicher und assimilierter jüdische Thüringer wurden, desto stärker seien Neid und Hass der Antisemiten geworden. „Das NS-Regime erhob den Judenhass zur Staatsdoktrin, der in der Shoah gipfelte. Thüringen spielte dabei eine unrühmliche Vorreiter-Rolle“, heißt es weiter. Nach 1945 hätten sich die Überlebenden vor allem in Israel und den USA eine neue Existenz aufgebaut, nur ganz wenige sein geblieben. „Der Band schließt eine Lücke zwischen lokalhistorischen Beiträgen und den Darstellungen zur Geschichte der deutschen Juden“, so die Beschreibung.
Rainer Borsdorf bezeichnet sich selbst als Forscher, Autor und Netzwerker. Der gebürtige Dresdner lebt seit 1995 in Thüringen. Nach einem Magisterstudium der Neueren, Mittelalterlichen und Kunstgeschichte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena ist er seit 2005 freiberuflich als Historiker und Journalist zu den Themen Jüdische Geschichte, Shoah, Antisemitismus, DDR und Thüringen tätig. Er ist Mitglied im Verband Deutscher Historikerinnen und Historiker und seit 2014 Regionalsprecher des Vereins „Gegen Vergessen – Für Demokratie“. Zudem engagiert er sich für die Kontaktpflege zu Nachfahren jüdischer Thüringer und zu Heimatforschern.
Im Rahmen der Jüdisch-Israelischen Kulturtage findet am kommenden Donnerstag (7. März) um 19.30 Uhr in der Musikschule Ilmenau eine Lesung mit Rainer Borsdorf statt, an die sich ein Konzert des Misrach-Ensembles anschließt.
Das Buch im Überblick:
Rainer Borsdorf: Juden in Thüringen. Vom Kaiserreich bis zum Ende der DDR, Erfurt 2024, Hrsg.: Landeszentrale für politische Bildung Thüringen, 150 Seiten, zahlr. Abb., ISBN: 978-3-910740-19-8. Buchbestellung unter: https://www.lztthueringen.de/publikationen/
Weitere Informationen im Internet: https://jewishpastfinder.com/de