Maria und der Mai
Endlich ist es wieder soweit. Endlich Frühling! Der Wonnemonat Mai steht vor der Tür.
Das morgendliche Vogelkonzert macht es hörbar. Es ist eine Lust, den Lämmern auf den grünen Wiesen zuzuschauen. Und auch die Blüten an den Bäumen lassen es sichtbar werden: Das Wunder der Wandlung geschieht. Darauf ist Verlass. Ja, wir dürfen uns auch darauf verlassen, dass uns das Virus verlassen wird. Vielleicht nicht ganz und gar. So doch zumindest in seiner bisherigen Gefährlichkeit und Heimtücke. Dank der Kraft der Medizin und der Frühlingssonne. Endlich!
Mai ist auch Marien-Monat. Der Monat, in dem traditionell Maria, die jungfräuliche Mutter der Kirche und Gottesgebärerin Christi, mit herzlicher Aufmerksamkeit meditiert und gefeiert wurde. Ja, auch künftig meditiert und gefeiert werden kann und sollte. Warum? Weil wir das Bild Mariens als ein wunderbares Wandlungs-Bild, als ein Bild der Heilung für Körper und Seele in unsere Vorstellungswelt, auf unsere inneren Empfindungswege mitnehmen können. Nicht nur als Christenmenschen. Nein, als mit Phantasie ausgestatteten Wesen ist uns das leicht möglich. Ehrlich!
Die alten Griechen wussten es bereits und die Psychologen haben es auf den Punkt gebracht: unsere Seele, unsere Anima, ist weiblich, unabhängig davon, ob wir Mädchen oder Junge, Mann oder Frau sind. Unser Empfindungsvermögen ist im Kern auf Empfänglichkeit, Aufnahmebereitschaft, heitere Erhabenheit und lustvolle Freude angelegt. Wie bei jener Maria, von der die Bibel erzählt. Das Bild, das in tausendfacher Weise gemalt, gedichtet und besungen wurde. Überall auf der Welt.
Endlich Frühling! Der Wonnemonat und Marienmonat Mai stehen vor der Tür. Geballte Lebensfreude und heilsame Wandlungskraft. Lasst sie herein. Herein in unsere Herzen und Seelen. Herein in unsere Häuser, in unsere Familien und Freundkreise. Gemeinsam mit Maria und mit allen Engeln und Heiligen, mit allen Menschen guten Willens lasst uns singen und sagen:
Wie lieblich ist der Maien / aus lauter Gottesgüt, / des sich die Menschen freuen, weil alles grünt und blüht. / Die Tier sieht man jetzt springen / mit Lust auf grüner Weid, die Vöglein hört man singen, / die loben Gott mit Freud. (Evangelisches Gesangbuch 501)
Thomas A. Seidel, Pfarrer im Kirchenkreis Arnstadt-Ilmenau