Liebe? Liebe!
„Gott ist Liebe...“ (1. Johannes 4, 16) – Es gibt wohl nur wenige Worte, die von uns Menschen so oft missbraucht, belächelt oder auch verlogen dahergeredet werden, wie das Wort „Liebe“.
Es ist erstaunlich und fast ein Wunder, dass sich trotz allem dieses Wort niemals abnutzt. Wir können es hunderte Male erlebt haben, wie Liebesbekenntnisse gebrochen oder nur zur Manipulation benutzt wurden. Am Ende wissen und fühlen wir dennoch, dass Oberflächlichkeit dem Kern und der Tiefe dieses Wortes nicht schaden konnte. Ohne unsere Liebe für Menschen wären Sie und wir verlassen. Die Liebe bleibt unsere Sehnsucht. Sobald Leben gelingt, wissen wir, dass der Grund dafür ein liebevolles Miteinander ist.
In diesen Wochen, wo wir von vielen Dingen und Menschen Abstand halten müssen, merken wir besonders deutlich, was uns lieb und wichtig ist. Wenn dann irgendwann der Alltag zurückkommt, sollten wir diese Erfahrung nicht vergessen.
Logisch, nüchtern und sachlich ist Liebe kaum zu erklären. Die Bibel sagt deshalb: Gott ist Liebe. Hier begegnen wir ihm unmittelbar, tragen ihn in uns und haben einen Weg, ihm zu begegnen.
Dass viele von uns die Krisenzeit verwundbarer, vielleicht auch sentimentaler machte und es auch manch einem schwerer fällt, seiner Umwelt unangreifbar und taff entgegenzutreten, ist gewiss auch eine Chance. Der letzte Grund unseres Daseins ist eben nicht unsere Stärke, sondern die Liebe. Gott hält sie in der Welt. Wir müssen sie hegen und pflegen.
Pfarrer Andreas Müller, Direktor Marienstift Arnstadt