Guter Hirte
Der Herr ist mein Hirte... Viele von Ihnen kennen diesen ersten Satz aus dem wohl bekanntesten Psalm 23.
Bei manchen Menschen öffnen sich bei diesen Worten Horizonte von Bildern, die uns träumend in wunderbare Landschaften versetzen. Selbst wenn die Hirten in unserer Zeit als Berufsgruppe selten geworden sind, so verfangen die in dem Psalm beschriebenen Bilder immer wieder neu.
Da ist von einer grünen Aue die Rede, vom frischen Wasser, an dem eine müde Seele erquickt wird. Viele Menschen erleben dieses wohlige Gefühl draußen in der Natur im Moment ganz besonders. Gerade weil die Einschränkungen bei sozialen Kontakten so rigoros sind, spüren wir das Frühlingserwachen der Natur als ganz besonders belebend.
So viele Menschen waren schon lange nicht draußen unterwegs in den Wäldern und auf den Höhen rund um Ilmenau und Umgebung! Wie schön es in der Heimat sein kann, entdecken wir jetzt, wo wir nicht verreisen können. Die Natur atmet auf unter dieser für uns Menschen verordneten Entschleunigung. Verrückt eigentlich, dass wir selbst zu wenig in der Lage sind, unser Leben so zu gestalten, dass Mensch, Tier und Natur im Einklang leben können!
Im Psalm 23 bilden die wunderbaren Naturbeschreibungen den Rahmen für das Erzählen von Gott. Treu sorgend wird der Hirte beschrieben, als einer, der weiß, wohin er diejenigen führt, die sich von Feinden bedroht oder von Menschen verlassen fühlen. Das finstere Tal ist wie ein Gegenbild zur grünen Aue gemalt.
Dass ein Ausweg daraus möglich wird, beschreibt der Psalmbeter als beglückend. Gott ist bei mir, auch in schweren Zeiten. Ich fürchte kein Unglück. Am Ende heißt es: Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.
Ist es nicht das, was wir uns alle wünschen: Trotz der Zerbrechlichkeiten des Lebens darauf vertrauen zu können, dass Gutes und Barmherzigkeit am Ende bestehen bleiben? Ist es nicht das, was uns auch jetzt nachdenklich werden lässt über manche Fehlentwicklung, die eben nicht auf einem barmherzigen Umgang beruht, sondern auf dem Erreichen größter Gewinne?
Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln... Wie gut wäre es, würden wir uns darauf besinnen, statt grenzenlos egoistische Ziele zu verfolgen.
Pastorin Magdalene Franz-Fastner, Ilmenau