Gnade - großgeschrieben
Vikarin Julia Upmeier, Ilmenau
Auf einer Hochzeitsfeier verbindet alle Gäste das eine große Thema: Das Glück des Brautpaares. Die unterschiedlichsten Menschen feiern gemeinsam. Es kommt nicht darauf an, wer wie alt oder jung ist, beruflich erfolgreich oder gescheitert, alteingesessen oder zugezogen, mit Rollator oder auf Stöckelschuhen. Unterschiede dürfen sein - auch in Glaubensfragen. Da ist die baptistische Braut und der kirchenferne Bräutigam, dessen Stiefvater aus einer katholischen Familie stammt. Die Lieblingstante aus Amerika ist Adventistin, der beste Studienfreund seit seiner Kindheit in der neuapostolischen Kirche verwurzelt, und die Schwestern singen im Chor der lutherischen Gemeinde.
Bei einer Hochzeit feiern alle gemeinsam. Unterschiede werden an diesem Tag kleingeschrieben, Gemeinsamkeiten großgeschrieben. Ich habe noch nie erlebt, dass einer sagt: Nee, da feiere ich nicht mit, die sind ja anders als ich!
Manchmal werden die Unterschiede deutlich gemacht. Bei einer großen Hochzeit in Berlin erlebte ich, wie Fans unterschiedlicher Fußballvereine aufeinandertrafen. Zum Gottesdienst kamen die Männer mit Fan-Schals. Links in der Kirche saß Schalke, rechts Union Berlin. Es war ein heißer Julitag. Nach und nach verschwanden die Schals. Und übrig blieben Menschen, die gemeinsam feierten - ziemlich verschwitzt und sehr fröhlich.
Fröhlich und vielleicht auch verschwitzt wird es am Pfingstmontag in Ilmenau auf dem Marktplatz zugehen: Gemeinsam laden alle christlichen Gemeinden zum großen Glaubensfest unter dem Motto "GNADE - groß geschrieben" mit Konzert und Podiumsdiskussion, Speisen und Getränken ein. Ein großes Fest für den Glauben daran, dass Gott uns als seine Kinder gnädig liebt und annimmt. Unterschiede dürfen sein, aber an diesem Tag werden sie klein geschrieben. "GNADE" wird großgeschrieben!