Einen Schatz finden
Wir befinden uns in der Passionszeit – Fastenzeit, Leidenszeit.
Seit 1983 wirbt die evangelische Kirche mit der Aktion „7 Wochen ohne“. Klassisch vermutlich ohne Alkohol, Fleisch oder Süßigkeiten. Dieses Jahr: Leuchten! – 7 Wochen ohne Verzagtheit. Allerdings ist das Fasten zu etwas sehr Individuellem geworden, das durchaus kostspielig werden kann, wenn man auf Kurse, Diätkuren und Begleitbücher schaut.
Jesus bezieht sich im Matthäusevangelium einmal auf die Einstellung beim Fasten (Mt 6,16-21). Es geht ihm dabei nicht um einen speziellen Verzicht, sondern darauf, dass Gott allein die Einstellung sieht, mit der man sich in dieser Zeit ausrichtet. Ob andere unser „leidvolles Gesicht“ bewundern, spielt keine Rolle. Es geht ihm um den Blick auf die „Schätze“: Häuft keine Schätze auf der Erde an. Hier werden Motten und Rost sie zerfressen und Diebe einbrechen und sie stehlen. Häuft euch vielmehr Schätze im Himmel an. Denn wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein.
Was für ein wahrer, wunderschöner Satz. Wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein. Können wir die Fastenzeit dafür nutzen, um uns auf diese Frage zu besinnen? Ich stelle mir vor, wie ich ausmiste – und zwar nicht nur Materielles. Welche Sorge belastet mich? Was hält mich klein? Welche Freundschaft habe ich vernachlässigt? Wen vermisse ich? Da gibt es sicher etwas, das versteckt ist und sich lohnt herausgeholt zu werden, um sich frei zu machen und dem den Raum zu öffnen, der uns in dieser konzentrierten und intensiven Zeit begegnen will.
Jetzt ist die Zeit, um bei sich selbst einzukehren und neue Gedanken und Haltungen zu entdecken. Letztendlich bleibt von dem, was wir anhäufen an Sorgen oder Dingen, im Hier und Jetzt nichts bestehen. Was bleiben wird, sind die Schätze des Herzens. Diese Zeit, die mit dem Fokus auf den Verzicht beworben wird, könnte eine Schatzsuche sein, die uns selbst am Ostermorgen befreit leuchten und gemeinsam feiern lässt.
Therese Charlotte Roppel, Vikarin in Angelhausen-Oberndorf